Hi Leute, ich bin Angi und ich liebe den Camino. Jedes Jahr einmal ist Pflicht. Nachdem mir nun mein ganzer Bericht abgestürzt ist - gebe ich nicht auf und versuche es ein zweites Mal. Ich nehme euch mit auf meine Reise zum Camino Portugues. Sie fand statt vom 13.4.-24.04.2015. Viel Spaß beim Lesen!

Übrigens: Ich habe noch einen Blog in dem alles über den Camino steht. Wie man hinkommt, was man braucht usw. Ihr könnt mal reinschauen unter: www.camino51.blog.de.

Es ist der 1. Mai und ich sitze hier und schaue aus  dem Fenster. Es regnet! Und trotzdem habe ich schon wieder Sehnsucht. Nach kleinen Wegen durch Dörfer und Wälder, nach endlosen Straßen, nach der Leere in meinen Gedanken, nach Loslassen und Freiheit, nach Tagen ohne Termine und Streß. Ich denke an meine Zeit und automatisch muss ich lächeln.


1.    Tag mit dem Flugzeug nach Porto dann mit Metro nach Methosinos gefahren und 22. Km gelaufen nach Vila da Conde

 

So hier bin ich nun! So lange habe ich mich darauf gefreut, und nun bin ich angekommen am Ziel meiner Träume – in Porto. Ich bin heute gegen 8.30 mit dem Flughafenbus von Freiburg nach Basel gefahren. Und natürlich – 5 km vor dem Flughafen Stau! Super. Bin sowieso schon später dran – ich sitze wie auf Nadeln. Aber dann bin ich doch noch 45 Minuten vor dem Abflug am Gate. Ist schon ein komisches Gefühl, ganz alleine. War ich noch nie unterwegs. Ich gebe zu, es gab einen Augenblick, da war ich versucht umzukehren. Aber jetzt bin ich angekommen! Fast pünktlich landet die Maschine. In der Eingangshalle des Flughafens gibt es ein Metrobüro, und dort bekomme ich mein Ticket für die Metro sowie genaue Anweisungen. Die Metro steht schon da, ich muss einmal umsteigen, dann stehe ich in Methosinos. Wie im Pilgerforum schon beschrieben, sehe ich diese große Klappbrücke vor mir. Ich binde meine Haare hoch, setzte meine Mütze auf, und los geht’s. Es ist sehr heiß, immerhin ist es kurz vor Ein Uhr. Ich laufe über die Brücke ,da  sehe ich den ersten gelben Pfeil. Von diesem Augenblick an fühle ich mich zu Hause. Vor mir lacht mich eine Bar an und ich trinke meinen ersten Kaffee, ich liebe den Kaffee hier! Dazu gibt es eine Tortilla. Dann laufe ich weiter an endlosen Holzstegen entlang. Das Meer ist ziemlich wild. Ab und zu bleibe ich stehen, um diese wilde Schönheit zu bewundern. Pilger sehe ich keine, ich denke, um diese Zeit sind die alle schon an ihrem Tagesziel. Ich komme an einem Leuchtturm vorbei, und einige Touristen schauen mir verwundert nach. Irgendwann sehe ich das Campingschild von Lavra. Eigentlich habe ich keine Lust mehr weiterzulaufen. Es ist ziemlich warm und schon recht spät. Aber ich habe in Vila do Conde ein Zimmer gebucht. Dann verlaufe ich mich kurzzeitig. An einem Fischereihafen sehe ich mir die Boote an, und plötzlich bin ich weg vom Wasser. Ich sehe keine gelben Pfeile mehr. Ich laufe den normalen Straßenwegweisern nach, aber hier zwischen den Häusern ist es ziemlich heiß und stickig. Es ist schon gegen 18 Uhr ich habe keine Lust mehr. Da kommt ein Auto gefahren.Versuchsweise strecke ich den Daumen raus. Und tatsächlich, die Dame im Auto nimmt mich mit. Sie ist sehr nett und spricht Englisch. Sie erklärt, es wären nicht mehr viele km höchstens 2 oder 3. Sie lässt mich an einem Kreisverkehr raus. Nicht lange danach bin ich angelangt. Ich sehe eine große Brücke, und auf der gegenüberliegenden Seite ein großes interessantes Gebäude. Aus meinem Buch weiß ich, es ist ein Kloster. An der Brücke gibt es einen gelben Pfeil, dem ich automatisch folge. Aber ich bin nicht sicher, wo meine Pension ist. Mit meinen spärlichen Spanisch Kenntnissen frage ich einen vorbeigehenden Mann. Der nimmt mich gleich mit, erklärt mir aber, dass ich morgen, falls ich nach Rates gehen will, die andere Richtung am Kloster vorbeigehen muss. Diese Pfeile hier führen zum Küstenweg. Mein Zimmer in der Pension, die außerdem noch ein Cafe ist, ist klein und schnucklig. Mit drei kleinen Schneewittchen-Betten für mich ganz allein. Und ich habe Blick auf den kleinen Hafen. Es ist wenig los hier, und ich entschließe mich, auf der Suche nach etwas Essbarem nach draußen zu gehen. Leider sehe ich kein einziges Restaurant. Ich frage eine ältere Dame, die an der Promenade sitzt, und sie antwortet mir in perfektem Englisch. Ist schon erstaunlich, dass hier alle so gut Englisch sprechen, und in Spanien dann fast gar nicht mehr. Die Dame nimmt mich am Arm, und geleitet mich zu einer Bar um ein paar Ecken. Sie erteilt ein paar Befehle, und ruckzuck steht vor mir ein warmes Tunfischsandwitch und ein Bier. Ich möchte sie einladen zu einem Getränk, aber sie winkt ab. Ich erzähle ihr das ich nach Santiago gehe, und sie findet das toll. Nachdem ich gegessen habe, geleitet sie mich wieder zu meiner Pension und wir verabschieden uns herzlich. Es ist einfach unglaublich, wie freundlich hier die Menschen sind. In dem Cafe vor der Pension trinke ich noch ein Glas Wein. Eine Dame spricht mich an, und fragt, welche Route ich nach Santiago gehe.Sie erklärt mir, dass sie im letzten Jahr die Küstenroute gegangen sei, und das es dort durchaus Herbergen gibt. Ich solle doch unbedingt diese gehen, die sei wirklich schön. Ich glaube ihr, doch ich bin alleine, und ich möchte das nicht bleiben bis Santiago. Sie hatte ja einen Freund dabei.   Ich sehe von weitem einen Pilger vorbeilaufen. Ich gehe schlafen und meine Zimmerwirtin hat mir schon ein Frühstück aufs Zimmer gestellt, da ich ihr sage, ich gehe morgen recht früh aus dem Haus. Ich denke noch eine Weile darüber nach, vielleicht doch an der Küste zu gehen, aber verwerfe den Gedanken. Ich laufe zwar gerne alleine, aber ab und zu hätte ich auch gerne Gesellschaft.

 



2   Tag von Vila do Conde nach Barcelos 30 km

Habe nicht so gut geschlafen. Ich freue mich jetzt auf einen Kaffee. Aber oh Schreck in der Thermoskanne ist nur Tee. Na ja, ich werde eine Bar finden. Gegen 6.30 Uhr gehe ich los. Draußen ist es noch kühl und  angenehm. Ich laufe zur Brücke zurück, am Kloster vorbei, und versuche den gelben Pfeilen, die ab und zu auftauchen, zu folgen. An der Metrostation habe ich sie wieder verloren. Die Nachfrage in einem Cafe ergibt einen Weg, durch endlose Straßen mit Kopfsteinpflaster. Die Autos brettern an mir vorüber, und manchmal ist es ganz schön gefährlich. Aber irgendwann sehe ich wieder öfter die gelben Pfeile, und ich weiß, ich bin richtig. Der Weg führt an Rates ziemlich schnell vorbei da merke ich, dass ich vergessen habe, Wasser einzukaufen. Mein halber Liter ist bei dieser Wärme schon ziemlich aufgebraucht. Aber leider geht der Weg nun durch landwirtschaftliche Felder und Wälder. Hier gibt es weder Bar noch Supermarkt . Es geht ziemlich bergauf, als ich meinen letzten Schluck Wasser trinke, und wie das so ist wenn man weiß, man hat kein Wasser mehr, habe ich plötzlich richtig Durst. Ich laufe und laufe, und versuche, nicht daran zu denken, was natürlich nicht klappt. Auf einem Hügel entdecke ich ein kleines Haus, mit zwei alten Leuten auf einer Bank. Ich laufe hin,  halte ihnen meine Flasche entgegen. Freudig holen sie mir Wasser und Saft, so ich kann meine Flasche wieder füllen und meinen Durst stillen. Einfach toll, wie nett die Menschen hier sind. Gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg, und wie sollte es anders sein, nach ca. 1 km kommt tatsächlich eine Bar. Hatte gerade einen weiteren Pilger gesichtet, doch ich brauche einfach einen Kaffee, und so lasse ich ihn weiterlaufen und biege ab. Nach zwei wunderbaren Cafe con Leche bin ich doch wieder ein Mensch, und mache mich wieder auf den Weg. In Pedra Furada sehe ich eine kleine Kirche mit einer Wiese. Ich ziehe meine Schuhe aus,  lege mich ein Stündchen für ein Schläfchen auf die Wiese. Wie eine Fata Morgana, sehe ich plötzlich auf der Straße 4 Pilger vorbeilaufen. Verwundert sehe ich ihnen nach. Es gibt also doch noch andere außer mir. Ich packe meine Sachen, und laufe im Stechschritt hinterher. Es sind Vater und Sohn aus Brasilien, sowie eine Engländerin und ein Amerikaner. Bei Antonio in Pedra Furada, mache ich Rast. War schon mit meinem Mann vor drei Jahren bei ihm, und wir haben auch dort geschlafen. Er sagt, er kann sich noch erinnern. Ich trinke noch einen Kaffee und esse ein Stück Kuchen. Die Engländerin spricht gut deutsch und erzählt, sie hätte große Probleme, das Kopfsteinpflaster machte ihr sehr zu schaffen. Das kenne ich. Mein Mann hatte hier auch schon seine ersten Blasen. Dann machen wir uns wieder auf den Weg, aber ich habe mein eigenes Tempo,  schon nach kurzer Zeit habe ich die vier verloren. Ich mag es,  alleine zu laufen, und meinen Schritt zu gehen. Gegen 15.00 Uhr komme ich in Barcelos an. Die Herberge ist sehr modern. Z wei junge Burschen machen mir die Türe auf. Sie führen mich herum, und stempeln meinen Pass. Außer mir sind alle anderen ausgeflogen. In Ruhe kann ich duschen, und meine Wäsche waschen. Auf der Dachterrasse ist ein Wäscheständer. Man kann von dort auf die schöne Stadt und die Festung sehen. Gegenüber ist ein Fitnessstudio. Man könnte hier kostenlos trainieren. Sehr witzig. Wer geht nach 30 km noch ins Studio. Ich habe Hunger. Gerade kommen die zwei Brasilianer an. Ich beschließe, mal zu sehen, ob ich was zu beißen bekomme. Die Jungs die die Herberge hüten, erklären  mir, in der Feuerwache gibt es Pilgermenue. Ich frage mich durch. Na ja, das Essen ist nicht besonders, aber wenn man Kohldampf hat, ist alles recht.. Ich trinke noch ein Bier. Dann laufe ich ans Ufer. Hier hat es eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Fluß Cavado. Hier gibt es auch eine Sage um den ,wie auf dem Camino Frances. Ich treffe Inga, eine Schwedin. Sie ist in der anderen Herberge untergekommen. Dort wird am Abend gekocht. Wird wohl schöner sein, als mein Pilgermenue bei der Feuerwache. Aber ich bin eh kein Gourmet, was solls. Ich laufe noch ein bisschen durch die schöne Stadt, und kaufe auch noch Wasser für morgen. Ich habe meine Lektion gelernt. Als ich zurück zur Herberge gehe, sind auch die anderen Pilger, die schon vor mir da waren, eingetroffen. Ein paar Österreicher und Bayern. Da haben sich schon Grüppchen  gebildet, die zusammen laufen. Ich bin zu schüchtern um mich da anzuschließen. Fühle mich heute Abend ziemlich einsam, und habe Sehnsucht nach meinem Mann. Bin gespannt, wer heute Nacht die Wälder umsägt. Habe schon ein paar Verdächtige, ich finde, man sieht es den Leuten schon an. Ich dachte an die Brasilianer, aber am Ende hatte ich den Eindruck, der ganze Saal veranstaltet ein Schnarchkonzert. Pilgerfeeling pur! Aber irgendwann gibt man auf, und schläft dann trotzdem ein.


3.    Tag von Barcelos nach Polares ca. 22 km

Da an viel Schlaf heute nicht zu denken war, mache ich mich schon früh auf die Socken, so gegen 6.30 Uhr. Heute ist es wieder schön zu gehen, die Luft ist noch frisch, aber es wird wohl wieder ein heißer  Tag werden. Alles ist gut bepfeilt, man kann sich gar nicht verlaufen. Bis auf eine Druckstelle am äußeren Zehen, habe ich nichts, und ich fühle mich super. Da sehe ich vor mir eine Bar – mein Frühstück ruft. Ach, ein Pilger vor mir an der Bar. Das ist Willi, ein Rentner aus der Nähe von Köln. Er freut sich mich zu sehen, erzählt, er hätte noch keinen einzigen Deutschen getroffen. Wir frühstücken zusammen, und beschließen, miteinander weiterzulaufen. Willi will allerdings heute bis Ponte de Lima. Das ist mir zu weit. Ich will zur Casa Fernanda. Heute ist es recht beschaulich. Nicht viel Kopfsteinpflaster, dafür viele landwirtschaftlichen Wege, schöne Dörfer, aber wenig Bars. Gegen Mittag sehen wir endlich ein Schild zu einer Taverne. Wir haben Hunger. Wir biegen vom Weg ab und laufen die paar hundert Meter zur Taverne. Da gibt es für fünf Euro ein super Essen. Diese scharfe Wurst mit Pommes und Bier,  danach einen Kaffee. Gestärkt machen wir uns wieder auf die Socken. Der Himmel hat sich zugezogen, und der Wind hat aufgefrischt. Wir müssen einen Bogen laufen, um zum Weg zurückzukommen. Und genau dazwischen liegt die Casa Fernanda. Mist, die habe ich nun verpasst. Willi ist auch müde, und beschließt, mit mir zu der anderen im Pilgerführer angegebenen Casa de Valinhas zu gehen. Nach etwas Suchen werden wir fündig. Sieht aus wie eine Farm im Nirgendwo. Nur Staub, und ein langezogenes Gebäude mit einigen Zimmern. Wir wollen schon wieder gehen, da kommt eine ältere Frau. Sie zeigt uns die Zimmer, und wir dürfen uns jeder eins aussuchen. Was für ein Luxus. Sie fragt, ob wir Abend essen wollen, es käme dann jemand der kocht. Die Zimmer sind gut, und warum nicht, in dieser Einöde wäre sonst wohl schlecht was zu finden. Doch, es gäbe hier auch einen Supermarkt, erklärt unsere Gastgeberin. Auf jeden Fall beschließen wir erstmal, eine Siesta einzulegen. Ich dusche und mache ein kleines Schläfchen. Draußen werkelt Willi rum, er hängt die Wäsche auf. Also gut, ich wasche auch, und hänge alles auf die Leine. Obwohl ein Blick zum Himmel mir sagt, dass dies vielleicht ein Fehler ist – ich glaube, heute wird es noch regnen. Wir beschließen, uns auf den Weg zum Supermarkt zu machen. Dazu müssen wir die Weinberge hochlaufen. Dann geht es ca. 1 km eine Asphaltstrasse entlang. Wir kommen an einer Werkstatt für alte Motorräder vorbei. Willi, der gesprächige Rheinländer, besichtigt gleich mal die alten Teile und meint, die wären bei uns eine Menge wert. Dann finden wir den Supermarkt. Sieht aus wie ein Wohnhaus. Wir decken uns ein mit Wasser für morgen,sowie ein bisschen Obst. Als wir wieder bei unserer Schlafstätte ankommen, ist sie ausgebucht. Wir treffen Petra und ihren Nachbarjungen Robin, einen Schauspieler, sowie ein paar Spanier und noch ein junges Pärchen aus Deutschland. Wir alle werden heute abend hier essen. Gegen sieben kommt dann auch wirklich eine junge Frau, und kocht. Leider mussten wir unsere Wäsche von der Leine nehmen, es regnet. Die ist natürlich nicht trocken.

Zum Essen gibt es Hähnchen und Nudeln mit Salat, und wir putzen alles weg. Dazu gibt es Wein und Wasser, leider ist es Weißwein, den mag ich nicht so. Schon bald fallen wir ins Bett.

 



4.    Tag von Polares nach Rubias  ca. 30 km

Schon um 6.30 haben wir uns verabredet, um  weiter zu laufen. Es ist heute bewölkt, und soll auch regnen. Meine Wäsche liegt in einer Tüte im Rucksack, nass und muffig. Es läuft gut, und um 11 Uhr sind wir schon in Ponte de Lima. Eigentlich wollte ich heute nur bis hierher. Aber es ist noch so früh.Nach einigem hin und her, lasse ich mich überreden weiter zu laufen. Jetzt geht es ziemlich bergauf zum Franzosenkreuz. Es sind noch über 17 km bis Rubias. Das Wetter hat gehalten, es ist recht schön und gut zu laufen. Aber so allmählich zieht es sich ganz schön, und ich bereue es, doch noch weitergelaufen zu sein.  Die Steigung ist beträchtlich, es ist wieder recht heiß, keine Bar in Sicht hier,nur Gegend. Wir sind irgendwann echt fertig. Irgendwann im Nirgendwo kommt endlich so eine Barähnliche Kascheme, und wir genehmigen uns Cola und Bier. Man sagt uns, es wären noch ungefähr 7 km, aber irgendwie kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Endlich ist Rubias in Sicht. Plan haben wir keinen, und da spricht uns auch schon ein Mann an. Seine Tante oder so, hätte ein super Gästehaus, nur ca. 1 km von hier er zeigt in eine Richtung. Uns ist alles recht. Wir laufen in die angegebene Richtung, und enden wieder im Nichts. Ganz unten im Tal sehen wir ein großes Haus, aber ich habe echt keine Lust mehr. Willi meint,ich soll hier warten, er  schaut mal. Ich warte ziemlich lange, da kommt ein Auto hochgefahren, mit einer Frau und Willi. Das Haus im Tal ist wirklich ein Gästehaus. Es ist riesig, und wir sind die Einzigen Gäste. Wir suchen uns jeder ein Zimmer aus. Hier ist es ziemlich kühl, ein Steinhaus. Ich frage nach einer Waschmaschine für meine nasse Wäsche und einen Trockner. Haben die alles. Und morgen gibt es auch noch Frühstück. Dann würde die Frau uns auch wieder auf den Camino hoch fahren. Ja, und heute abend fährt sie uns zum Restaurant. Ist mir alles egal, ich bin müde. Wir waschen und trocknen unsere Wäsche, und dann fährt uns die Seniora Maria zum Restaurant. Hier gibt es reichlich Essen, und auch ein paar Pilger. Da ist zum Beispiel Wilhelm aus Holland, sowie ein portugiesisches Pärchen, das recht lustig vom vielen Wein ist. Außerdem kommen auch noch Ronald, der Kumpel von Wilhelm, und ich sehe Inga die Schwedin wieder. Es ist recht angenehm und lustig heute, aber die lange Strecke fordert ihr Tribut, und ich bin froh als ich im Bett liege. Hier ist es total ruhig, und ich schlafe wie ein Stein. Wir haben am nächsten Morgen um acht das Frühstück vereinbart, und staunen nicht schlecht. Maria hat ein Riesenfrühstück gemacht, mit allem was dazugehört. Ich kann morgens nicht so viel essen, aber Willi haut tüchtig rein. Dann werden wir wieder nach oben zum Camino gefahren. Super-Service.



5.    Tag von Rubias nach Tui ca. 20 km

Ich habe Willi erklärt, dass ich wieder für mich alleine laufen möchte, da ich einfach merke, wenn ich immer warten muss und meinen Schritt anpasse, da tun mir alle Knochen weh. Kein Problem für Willi, auch er läuft gerne alleine. So machen wir uns heute bei wieder sehr angenehmen Wetter auf. Ich genieße es, alleine zu laufen, die schöne Gegend zu betrachten. Ich bin kein großer Redner, und finde es immer angenehm, einfach so, ohne sich zu unterhalten und sich Gedanken zu machen, seinen Weg zu gehen. Habe mit Willi ausgemacht, dass wir nur bis Valenca gehen, aber als ich um 11.30 Uhr dort ankomme, heißt es, die Herberge macht erst um 16.00 Uhr auf. Nö, das ist mir zu lange. Ich gehe zurück zum Weg, und setzte mich in ein Lokal. Esse einen Salat, und trinke ein Bier. Ronald und Wilhelm, sowie die zwei Brasilianer kommen vorbei, und winken mir zu. Schließlich kommt auch Willi. Er setzt sich zu mir, und lässt sich auch erstmal ein Bier kommen. Wir beschließen, bis nach Tui weiterzulaufen in die private Herberge. Willi erzählt von einem Mann, der Autist ist, und der in Tui ins Krankenhaus will. Er hätte einen ganz schrecklich gespalteten Zeh, und wird wohl nicht mehr weiterlaufen können. Ich laufe wieder voraus, und treffe tatsächlich diesen Mann. Ich biete ihm meine Ibus an, oder Pflaster, aber er meint, er müsse ins Hospital und bis dahin würde es gehen. Er ist Kanadier. Tui liegt vor mir. A ber der Camino führt natürlich nicht die Straße geradeaus, sondern zick-zack durch sämtliche Gässchen von Tui.  Es fängt an zu regnen, wie immer wenn ich nach Spanien komme, und ich beeile mich. Die Herberge ist sehr schön, in einem großen Haus, doch hier sind auch die schrecklich schnarchenden Brasilianer. Da die Herberge aber wenig belegt ist, legen diese sich in einen anderen Raum. Ich glaube, sie haben meinen Blick gespürt. Diese Herberge hat einen tollen Garten mit lauter Skulpturen, und er wäre bei Sonnenschein bestimmt super, aber jetzt hat es sich eingeregnet, leider. Wir fragen nach einer Waschmaschine und Trockner, super alles da. Nur leider – nachdem ich zum zweiten Mal Geld in den Trockner geworfen habe, merkt Willi, dass sich da die Trommel gar nicht dreht. Ach du Sch….. schon wieder Miefwäsche. Nein, der Herbergswirt beruhigt uns, er kümmert sich und holt einen Techniker. Wir schauen uns an, es ist Freitag 17.00 Uhr. Da würde doch in Deutschland keiner mehr kommen. Der Mann sagt, wir sollen essen gehen, wenn wir wiederkommen, wäre alles trocken. Na dann, sein Wort in Gottes Ohr. Wir machen uns auf die Suche nach der vom Wirt angegebenen Gaststätte. Wir mussten uns einen Schirm borgen, es regnet ziemlich heftig. Wir wundern uns, schon viele Leute unterwegs zum Essen. Ach ja, hier ist ja eine Stunde später. Wilhelm und Ronald mit Inga kommen auch. Es gibt hier viel Essen für wenig Geld, vor allem wieder viel Wein. Ich kann das gar nicht so genießen. Denke an meine nasse Wäsche und was wäre, wenn ich morgen wieder alles nass im Rucksack mitnehmen müsste. Die Holländer sind in der anderen Herberge abgestiegen, die auch privat ist. Soll auch sehr schön sein. Als wir in die Herberge zurückgehen, ist der Trockner repariert und die Wäsche trocken, wer hätte das gedacht.

Diese Nacht ist sehr ruhig und ich schlafe super. Morgen ist schlechtes Wetter angesagt mal sehen wie weit ich komme.



6.    Tag von Tui nach Mos ca. 24 km

Wie schon angekündigt regnet es wie aus Eimern am nächsten Morgen. Also packen wir erstmal unsere Regenkluft aus. Willi hat einen sehr modernen Poncho, mit extra Ausbuchtung für den Rucksack, und ich meine super North-Face Regenjacke die ich in Peru gekauft habe. Dann begeben wir uns auf die Suche nach Frühstück. Im Cafe treffen wir Inge. Sie ist müde, und wird mit dem Zug um Elf weiterfahren bis Caldas del Rai. Ich schaue mir nochmal den Führer an, weil ich auf keinen Fall durch dieses blöde Industriegebiet laufen will. Ich erkläre Willi, das es in Mos nur eine Herberge gibt und wir uns da treffen werden. Dann geht der Marsch durch Dauerregen los. Ist irgendwie auch gut, aber anders halt. Ich merke schon bald, meine Jacke hält dieser Belastung nicht stand, ich bin nass bis auf die Haut. Aber meine ollen Latschen, die sind gut. Ich gehe über eine Brücke und lese plötzlich das Schild zum Industriegebiet. Mist, ich habe die Abzweigung verpasst. Zuerst laufe ich zu einer Bar etwa 100 m weiter, und bestelle erstmal Tee mit Rum. Mir ist saukalt. Aber es ist nicht so einfach, sich aus den nassen Klamotten zu schälen. Schnell bin ich wieder auf der Straße. Nein, beschließe ich, ich laufe über die Brücke zurück, ich will nicht durch das Industriegebiet. Als ich auf der Brücke bin, sehe ich unter mir ein Flüsschen, an dem ein Jogger entlang läuft. Ich glaube mich zu erinnern, das etwas von einem Rio im Buch stand. Wenn ich rechts geradeaus sehe, kann ich ja schon O´Porinio sehen, also ist die Richtung gar nicht verkehrt. Ich gehe die Brücke runter, und nach dem Eisenbahntunnel rechts rein. Zwei Pilger wollen mich zurückschicken. Nein, entschieden schüttle ich den Kopf. Nix Zona Industria. Es hat zu regnen aufgehört, und der Weg hier ist richtig schön und beschaulich. Ich freue mich, dass ich ihn genommen habe. Und irgendwann tauchen tatsächlich auch gelbe Pfeile auf. Super. Die paar Km bis zum Städchen O`Porinio nehme ich mit links, das ist doch was ganz anderes, als da an der Straße entlang, und schon bin ich an der Herberge des Städtchens angelangt. Hier heißt es laut Führer aufpassen. Aber ich habe keine Probleme. Ich merke, wenn ich alleine laufe, kann ich mich viel besser konzentrieren. An einem Supermarkt kaufe ich noch Duschdas, und dann geht es weiter Richtung Mos. Es ist irgendwie ungemütlich und kalt, und ich wünsche mir jetzt, dass diese Herberge auftaucht. Da ein Wegweiser super! Entgeistert starre ich auf das moderne Gebäude, das vor mir auftaucht. Spinne ich? Ich habe so ein altes Gemäuer in Erinnerung? Sollte da eine neue Herberge aufgemacht haben? Ich stapfe den Berg hoch und klingle. Ein junger Mann lässt mich ein, und führt mich rum. Sehr neu und modern. Aber – es gibt nichts Warmes zu essen, nur Bocadillios. Aber ja, es gäbe in Mos noch eine Herberge 2 km entfernt. O.K., ich verabschiede mich und trete wieder in diesen regnerischen Nachmittag. Lust habe ich keine mehr, aber ich brauche was Warmes zu essen. Nach endlos erscheinenden Straßen, sehe ich dann doch die Herberge links oben am Hügel. Ja genau, daran kann ich mich erinnern. Gegenüber ist die Bude voll. Na super. Ich hoffe, diese Leute schlafen nicht alle in der Herberge. Nein, diese Buspilger mit Führer nehmen nur ihr Mittagessen zu sich. Der Mann hinter der Theke reicht mir den Schlüssel und sagt mir, ich soll den anderen Pilgern dann aufmachen.

Ich bin ganz alleine in der Herberge. Sie hat nur ca. 16 Betten ist aber sehr gemütlich. Ich schnappe mir erstmal die Tageszeitung, und stopfe sie in meine, nun auf die letzten km doch noch nass gewordenen Schuhe. Dann belege ich den Wäscheständer mit meinen Klamotten, und dusche in Ruhe. Ich essen mein Bocadillio, das mir eine alte Frau in einer Bar am Weg gemacht hat. Ob Willi wohl hierher findet? Wohl wird er in der ersten Herberge bleiben. Dann mache ich ein Schläfchen. Ich bin ziemlich durchgefroren. Später kommt noch Ingeke aus Holland und Beate, sowie der Kanadier der sich in Tui behandeln ließ, mit Ramon einem Portugiesen. Außerdem ein Mann der in Malaga lebt, aber eigentlich aus Stuttgart kommt. Nur Willi, der kommt nicht. Ich gehe in die Bar gegenüber. Bestelle mir einen Salat und Tortillia. Ich bekomme eine riesige Platte, die ich unmöglich essen kann.Ich  lade Ingeke und Beate ein, mitzuessen. Lustiger weise kenne ich Ingeke vom Namen her. Willi hat mir erzählt, beim letzten Camino hätte er sie in einer Herberge aufgefangen, als sie aus dem Bett fiel. Sie ist groß und blond, und sehr fit. Beate, die sie erst auf dem Weg getroffen hat, ist auch eine sehr taffe Frau, die jedes Jahr hier läuft. Die Mädels waren eigentlich zu viert, aber Carola und Renate, seien auf dem Weg in ein Hospital, da Carola Probleme hätte. Der Schwabe aus Malaga erzählt uns, auch er wäre oft unterwegs auf dem Camino, aber mit jedem Glas Wein das er trinkt, wird er mir unsympathischer. Ramon ist ein netter ruhiger Mann, und auch er ist viel auf dem Camino unterwegs. Die Nacht wird sehr hart, ich glaube hier schnarcht wieder der ganze Saal.


7.Tag von Mos nach Pontevedra 28 km

 

Die Nacht war wieder pilgermäßig anstrengend, aber das gehört halt dazu. Die zwei Superladys Ingeke und Beate richten auch schon ihren Rucksack, und so mache ich mich auch fertig. Als ich im Bad aus dem Fenster schaue,sehe ich einen Pilger vorbeigehen. Es ist noch düster, aber ich glaube fast, das war Willi.  Gegen 7.30 Uhr gehe ich los. Es hat zu regnen aufgehört, und scheint ein schöner Tag zu werden. Ich weiß noch vom letzten Mal, dass es etwa 1 Stunde von hier, eine Konditorei gibt. Vor drei Jahren war es auch Sonntag, und wir hatten da ein tolles Frühstück. Nach etwa einer halben Stunde habe ich Willi eingeholt. Freudig begrüßt er mich. Er war ganz alleine in der neuen Herberge. Hat sich schon gedacht, dass ich hier in der alten bin. Ich finde auf Anhieb die Konditorei, aus der schon ein verlockender Duft strömt. Wir holen uns Kaffee und Croissant, und setzten uns nach draußen. Ich erzähle Willi, das ich seine Bekannte Ingeke getroffen habe. Und da taucht sie auch schon auf. Wir plaudern noch ein bisschen,  dann mache ich mich wieder auf den Weg. Wieder bin ich schon gegen Mittag in Arcade, so dass ich mich entschließe, nach Pontevedra weiterzulaufen. Dort habe ich vor drei Jahren meine Lieblingsjeans auf der Leine hängen lassen. Die Strecke zieht sich ganz schön, selbst ein paar Stops an der Bar helfen da nichts. Aber in einem Lokal haben wir eine tolle Aussicht auf eine Meeresbucht. Wir machen ein paar Fotos, und endlich ist die Herberge in Sicht. Die moderne Herberge ist schon gut belegt, mit   alten Bekannten . Na, das wird heute wieder eine Schnarcherei werden. Vor dem Haus ist ein wunderschönes Rasenstück, und ich sitze in der Sonne und genieße meine Füße im Gras. Später gehen wir noch essen, wie immer halt Pommes, Fleisch, Nachtisch, Wein, Wasser. Wir unterhalten uns noch eine Weile aus den Betten raus, bis sich eine Französin beschwert. Ja, Wilhelm der Holländer hat halt eine tiefe laute Stimme, er sieht Rudy Carell sehr ähnlich, und singt uns auch  noch Tulpen  aus Amsterdam vor.  Wir entschuldigen uns, und Willi reicht mir noch ein paar Spezialstöpsel vom Arbeitsschutz. Er war früher Justizbeamter,  hat schwere  Jungs bewacht im Gefängnis, und später sogar ausgebildet. Diese Dinger sind echt besser als meine, und ich höre die Schnarcher in unserem Schlafsaal nicht.


8.    Tag von Pondevedra nach Caldas del Rai  ca. 24 km

Heute ist ein herrlicher Tag und ich komme gut voran. Über wunderbare Wald und Wiesenwege und ein Naturschutzgebiet geht es. Die Vögel zwitschern, es ist so friedlich und schön. Irgendwo im Nirgendwo mache ich Pause, ziehe mich um, und döse ein bisschen. Zwei junge Mädchen laufen an mir vorbei, aber ansonsten bin ich so ziemlich alleine. Ich bin kein ängstlicher Mensch und ich mag es, so einfach meinen Gedanken nachzuhängen, oder die Gegend zu fotografieren. Kurz vor Caldas del Rai, sehe ich einen großen schönen Brunnen. Ich sehe ihn mit genauer an, und bemerke plötzlich an einem Haus, die Aufschrift" Alberge". Neugierig sehe ich mir das Haus näher an. Davon steht gar nichts in meinem Führer. Das Haus hat einen wunderschönen Garten mit Liegestühlen, und meine Füsse schmerzen ziemlich. Ich lasse mir die Zimmer zeigen. Ramon sitzt auch unten in der Bar, und trinkt ein kaltes Bier zusammen mit dem  Schwaben . Die Herberge heißt „Quadro camas“, also immer 4 Betten in einem Raum. Hier gibt es außerdem einen Trockner, und heute Abend was zu essen. Mein Entschluss ist gefallen.  Ich schnappe mir den letzten Raum in der Ecke, und sage zu Maria der Hausherrin, dass hier bitte keine Schnarcher rein sollen.  Dann gehe ich zum Brunnen, und warte auf Willi. Er lässt sich schnell überzeugen, als er den Schwaben und Ramon beim Bier sieht. Wir duschen und waschen ein bisschen Wäsche. Es kommen noch zwei Holländerinnen sowie Lyss und Alan aus Boston, und noch das Portugiesische Pärchen. Wir sitzen im Garten, und genießen das Liegen in der Sonne. Ein Kätzchen namens Mimosa, kuschelt sich an mich. Ich hole mir ein Bier. Dann gehe ich noch zum Brunnen, der der Mittelpunkt im Dorf zu sein scheint. Die einen tränken ihre Pferde und Schafe drin, die andere Seniora wäscht ihren Teppich darin. Ramon unser Herbergsvater macht noch ein Foto von mir, weil er ein paar Bilder in Facebook stellen will. Dann macht er sich ans Werk, und bereitet für uns ein Barbecue. Geschäftig eilt Maria hin und her, und bringt uns das Essen. Sehr lecker, und der Wein der wird in Schalen serviert. Ist aber ziemlich sauer. Der Schwabe lebt nur vom Wein, und den Gaben der anderen Pilger. und ist schon wieder ziemlich betrunken. Er ist ein Mensch, der niemals zuhört, und nur immer von sich erzählt, und ich gehe ihm aus dem Weg. Außerdem hat er ziemlich derbe Sprüche auf Lager, und macht die Frauen an. Ich mag ihn nicht. Ich glaube, auch Ramon ist er auf den Geist gegangen, der wollte eigentlich auch hierbleiben. Er ist dann doch weitergelaufen. Die Nacht ist sehr ruhig, da die Schnarcher im anderen Raum liegen. Eine tolle Herberge.

 


8   Tag Caldas del Rai – Padron ca. 24 km

Heute ist wieder ein herrlicher Tag und wir laufen durch eine schöne Landschaft. Das Kopfsteinpflaster ist hier ein für alle Mal verschwunden, und macht Waldwegen Platz. Kleine Dörfer und Weiler mit alten Kornspeichern zieren den Weg, und irgendwo lege ich mich ins Gras und mache Mittagspause. Überall zwitschern die Vögel, ansonsten eine herrliche Stille. Ich ziehe mich um, und bekomme einen Anruf von Willi, der sich verlaufen hat. Ich erkläre ihm den Weg, und verspreche ihm, irgendwo zu warten. Später treffe ich Ramon und die Holländer, und wir essen in einer Bar und trinken Kaffee. Irgendwo treffe ich wieder auf Willi. Er ist nicht über die Bundesstraße gegangen, sondern daran entlang, bis er merkte er ist falsch. In Padron gibt es eine Herberge an der Kirche. Dort sind auch schon Ronald und Wilhelm, sowie ein Belgier namens Roul. Wir machen uns auf die Suche nach Essen, aber überall heißt es, erst später so gegen 20 Uhr. So lümmeln wir auf dem großen Platz rum, und trinken Bier und Wein. Danach suchen wir zusammen ein Lokal, und die Holländer bestellen Rationes. Das Paar aus USA kommt auch noch dazu. Leider bestehen diese Rationes aus Tintenfisch. Ich bestelle noch Salat und gefüllte Paprika dazu.. und so wird es ein lustiger Abend. Alan erzählt, das sie wegen seines Bruders hier wären, der schwer krank ist und wir stoßen alle auf ihn an. Im Fernseher läuft das Spiel Porto-Bayern, und nebenan sitzen auch ein paar Bayernfans und jubeln. Dann donnert es plötzlich, und es ist pechschwarz. Ich Eilschritt rennen wir zu unserer Herberge. Die Amis schlafen in einer Pension. Wir haben vorher noch im Supermarkt Wein gekauft, und so sitzen wir noch im Aufenthaltsraum und vernichten ihn. Mit uns sind auch noch die zwei Mädels aus Portugal hier, sowie  der Belgier. Nebenan ist das Schnarcherzimmer, und die zwei dicken Spanier werfen uns vorwurfsvolle Blicke zu. Stimmt, es ist schon gleich 22 Uhr. Wir gehen nach oben. Hier schlafe ich gut, der Raum ist groß und es sind wenig Pilger hier. Jeder hat seine eigene Ecke.




9.    Tag von Padron-Santiago  ca . 24 km

Ja komisch, heute unsere letzte Etappe. Ich bin einen Tag zu früh in Santiago. Durch die 30 km-Etappen hat sich mein ganzer Plan verschoben. Aber so ist es meistens. Der Weg ist nicht planbar, ich glaube, das macht es aus. Zuerst genehmigen wir uns erstmal ein Frühstück. Durch dieses spärliche Abendessen für mich, habe ich richtig Hunger. Pulpo ist halt nicht meins. Wilhelm und Ronald sitzen auch schon da, und trinken Kaffee. Ich überrede die Wirtin, mir Eier mit Speck zu machen. Ja da sind dann auch die anderen dabei. Sehr lecker. Nun bin ich satt. Es nieselt leicht wie so oft, wenn man nach Santiago reinläuft, und irgendwo bei einer Herberge, bin ich der Meinung, ich habe mich verlaufen. Stimmt aber nicht. Ich habe wieder zu viel im gelben Buch gelesen, und habe mich durcheinander bringen lassen. Hier gibt es nämlich noch eine Herberge,  und erst vor dieser soll man links abbiegen. Steht aber nicht im Buch. Ich hätte Lust auf Kaffee, aber keine Bar in Sicht. Erst so 5 km vor Santiago werde ich fündig. Willi hat sich wieder kurzzeitig verlaufen, und ich sage ihm, das ich an dieser Bar etwas abseits warte auf ihn. Aber der Blindfuchs übersieht die Bar. Und so ist er schon drei km vor Santiago, als ich ihn einhole.

In Santiago angekommen – na ja wir waren ja schon öfter da, wir sind nicht ergriffen, ich bin eher traurig schon da zu sein. Ich überlege, vielleicht morgen mit Willi noch eine Etappe, Richtung Finisterra zu gehen. Wir gehen ins Touristenbüro, und die Dame gibt uns einen Plan mit Herbergen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo diese Pizzeria in diesem großen Palais ist, aber die Dame weiß es auch nicht. Als wir aus dem Büro rauskommen, kommt mir das gegenüberliegende Lokal bekannt vor, und siehe da, hier ist es doch. Wir gehen zu einer Herberge, die sich "Back and Pack" nennt. Na ja, die Zimmer mit Stockbetten sind für 14 Euro nicht gerade toll, aber wir können hier unsere Wäsche waschen lassen. Wir gehen zurück zur Pizzeria, und genießen unsere bestellten Pizzen. Ich habe meine im Nu verschlungen. Dann gehen wir wieder in unsere Alberge. Wir duschen, und da rufen die Holländer an, ob wir mit ihnen essen gehen wollen. Ja leider, schon passiert. Ich bin eh müde. Roul, der Belgier ist auch hier. Ich kuschel mich in den Schlafsack. Aber leider finde ich keinen Schlaf. Unten verkaufen sie Fassbier.  Da gib es ein paar, die die ganze Nacht dieses Angebot genießen. Und natürlich auf der Toilette, neben meinem Zimmer, auch wieder loswerden müssen. Ich bin gerädert am nächsten Morgen. Wollte ja mit Willi noch weitergehen, aber ich habe meinen Plan geändert. Ich werde mir ein anderes Zimmer suchen, und ein bisschen dösen. Willi und ich gehen noch in ein Cafe, wo uns wieder tolles Frühstück angeboten wird. Dann heißt es Abschied nehmen. Es war eine tolle Zeit, unverbindlich und doch herzlich, und ich bin ein bisschen traurig. Ich gehe zum großen Platz, und setze mich in die Sonne. So leer und still ist er noch heute morgen. Ich fühle mich so erfüllt, und doch ein wenig verlassen. Habe Sehnsucht nach meinem Mann und meinem Hund. Es war eine tolle Zeit, und ich konnte so gut loslassen. All der Stress in der Arbeit, ich habe ihn total vergessen. Seufzend mache ich mich auf den Weg durch die Stadt. Ich werde den Plaza de Galicia suchen, da ich morgen mit dem Flughafenbus zum Flughafen fahren werde von hier. Versuche mir den Weg einzuprägen. Ich treffe Roul den Belgier. Er unterhält sich mit einer deutschen Pilgerin, die mir eine Visitenkarte in die Hand drückt. Das Sankt Martin an der Kathedrale. Für 23 Euro. Ist wie ein großes Kloster, mit vielen kleinen Zimmern. Klein aber fein, und mit Frühstück. Nach der Dusche lege ich mich erstmal aufs Ohr. Hier ist es sehr still. Ich bin im 4. Stock oben, und habe eine tolle Aussicht. Wo Willi jetzt wohl sein wird? Danach gehe ich noch ein bisschen zum großen Platz. Das Wetter ist toll. Unten spielt der Dudelsackspieler immer wieder das gleiche Lied. Ich sehe einen Pilger mit Esel ankommen, und auch viele andere, die sich umarmen und begrüssen. Fühl mich einsam. Da kommen Ingeke und Beate. Sie setzen sich zu mir, und wir plaudern. Sie sind auch gestern angekommen, und wohnen auch in Sankt Martin. Die beiden wollen noch zum Fremdenverkehrsamt. So drehe ich weiter meine Runden in der Stadt, trinke Kaffee und esse eine Gemüsesuppe. Dann surfe ich in Sankt Martin im Internet. Mit meiner Firma steht es nicht gut, und ich will wissen, was los ist. Ja super. Hier steht, wir haben Insolvenz angemeldet. Mein Mann hat mir keinen Ton gesagt. Ich bin geschockt. Schreibe ihm ein SMS. Dann setze ich mich vor das Haus, da spielt ein Mann mit seiner Gitarre. Ach, da kommen ja auch Petra und ihr Schauspieler Robin. Wir begrüssen uns, und Robin erzählt, dass es toll war für ihn. Nun kommt noch eine Frau in meinem Alter zu unserer Runde, die die beiden auch kennt. Es ist Birgitt, die Frau die verletzt ist, und die Etappen mit dem Bus fahren musste. Sie ist frustriert genau wie ich, wenn auch aus einem anderen Grund. Sie beschwert sich über ihre Freundin Carola, die immer ohne sie loszieht. Ich erzähle ihr irgendwann, warum ich gerade ein bisschen schlechter Stimmung bin. Da bekomme ich einen Anruf auf dem Handy. Es ist mein Mann. Er erklärt, dass er mich nicht beunruhigen wollte. Er hätte alles notwendig für mich erledigt, und ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Ja er hat ja recht, hätte mir nur Gedanken gemacht, könnte hier eh nichts ändern. Birgit und ich beschließen erstmal ein Glas Wein zu trinken. Wir sehen, das man in Sankt Martin auch ein super Menü  bekommt, heute Abend. Da kommen auch schon Ineke und Beate mit Carola im Schlepptau. Wir essen zusammen Abend, und es wird noch recht lustig. Dann verabschiede ich mich von den Mädels. Muss morgen früh raus.


So das war mein Weg, ganz alleine und dann doch nicht. Ich habe viele nette Menschen getroffen aber auch ein paar komische wie das so im Leben ist. Ich weiß genau der Virus ist in mir und so werde ich mir schon wieder überlegen wo ich nächstes Jahr gehe. Denn eines ist klar – einmal im Jahr da muss ich auf den Camino.







Mein Camino 2018 von Oviedo nach Lugo

 

 

 

1.     Tag

 

Heute ist der 9.4. und ich starte meinen Camino Primitivo. Mit dem Zug nach Freiburg und mit dem Flughafenbus nach Basel. Mein Flieger startet da schon Sommerflugzeiten sind erst um 13.15 Uhr. Leider hat das Flugzeug aus Madrid schon Verspätung und so sieht es gar nicht gut aus für den Bus, den ich in Madrid nach Oviedo gebucht habe.

 

Ich habe mich im Pilgerforum mit Elisabeth verabredet. Sie möchte auch den Primitivo laufen, scheut sich aber, ihn alleine zu gehen. Um diese Zeit vermuten wir noch nicht so viele Menschen auf dem Weg. Allerdings haben wir auch ausgemacht, wenn es nicht passt geht jeder seiner Wege.

 

In Madrid suche ich den Bus nach T4. Dort soll eigentlich mein Bus abfahren. Ich wage ist gar nicht auf die Uhr zu schauen. Nein, kein Stress. Ist der Bus weg ist es halt Schicksal. A ber ich habe Glück. Ich hechte in den Bus, die Tür geht zu und er fährt. Hätte ich nicht vorgebucht, keine Chance. Der nächste Bus wäre wohl erst morgen gefahren.

 

Elisabeth hat in Oviedo ein Hotel für uns gebucht. Ich komme erst kurz vor 24.00 Uhr an und habe, obwohl es nicht weit ist zum Hotel, keine Lust mehr zu laufen. Für fünf Euro lasse ich ein Taxi fahren.

 

Elisabeth wartet schon und wir schlafen bald, morgen ist ein anstrengender Tag.

 

1.       2. Tag  Oviedo nach Grado 24 km

 

Wir frühstücken im Hotel Tostadas und Cafe con leche und dann geht es hinaus, in den trüben Tag. Ja leider ist das Wetter nicht so toll. Es nieselt und ist nicht so warm. Wir irren ein bisschen um die Kathedrale herum bis wir erste Pfeile finden. Sie führen uns hoch über die Stadt. Elisabeth zweifelt ein bisschen was die Richtung angeht. Und tatsächlich, als wir hoch über der Stadt sind, erklärt uns ein Mann, dass dies der Weg zum Camino del Northe ist. Na super. Haben wir schon mal ein paar km extra hingelegt. Wir legen uns auf eine Richtung fest und versuchen, ohne wieder in die Stadt hinunter zu laufen, zum anderen Weg zu kommen. Und tatsächlich, irgendwann haben wir es geschafft. Die Sonne scheint und es geht ziemliche Steigungen hinaus. Doch es ist schön hier. Tolle Aussichten. Leider sind auf diesem Weg, nicht so viele Bars vorhanden. So sind wir froh als wir gegen Nachmittag ein hübsches Lokal sehen. Wir können sogar draußen sitzen. Wir stärken uns mit Radler, Kaffee und Bocadillos. Da wird es plötzlich rabennschwarz. Wir verziehen uns nach drinnen, bevor es richtig loslegt. Es hagelt und stürmt.

    So schnell wie es gekommen ist, ist das Unwetter verschwunden. Gegen 16.00 Uhr kommen wir an die öffentliche Herberge von Grado.  Ist warm und gemütlich. Der Herbergsvater ist ein  sehr leutseeliger Mann. So ein Alt- 68er. Spielt coole Musik in seiner Hütte.


3.       Tag von Grado nach Bodenaya

 

Heute morgen bin ich gegen 7.30 Uhr fertig. Leider ist meine Wandergefährtin noch nicht fertig. Sie liegt noch im Bett. Vielleicht klingt das jetzt egoistisch, aber ich will nicht immer warten. Immer schauen, was der andere macht. Dies ist die einzige Zeit die ich nur für mich habe. Zu Hause muss ich immer auf andere Rücksicht nehmen. So nehme ich mir nun die Freiheit zu gehen. Hier auf dem Weg sind ja doch einige andere. So braucht meine Bekannte diesen Weg nicht alleine gehen. Aber ich liebe es, alleine zu sein.

 

Auch heute ist das Wetter nicht berauschend. Schon wieder muss die Regenjacke ausgepackt werden. Und diese Schlammwege, ja Kuhwege. Man  watet echt in der Kuhscheiße. Ich hasse das. Man stelle sich vor: Vor dir ein Weg ca. 150 m lang, 1,5 m breit und voll mit Schlamm kniehoch. Du stehst davor und überlegst wie du ohne nasse Schuhe und dreckige Hosen, da durchkommst. Ich sag euch – geht nicht. Man müsste fliegen. So versuchst du halt dein Bestes.

 

Du suchst den Rand, ritzt dich am Stacheldraht, an Brombeerbüschen. Tauchst bis zum Knie im Schlamm, fluchst was das Zeug hält. Und du bist erleichtert, hast du es geschafft. Und durch den Wald siehst du eine geteerte Straße, die in die gleiche Richtung geht. Ich glaube, diese Schlammwege sind nur für Kühe und Pilger.

 

Ja und kaum hast du Zeit dich zu freuen, fängt der nächste Schlammweg an.

 

Ich treffe unterwegs Monika, die zu Hause gerade mal 40 km von mir entfernt wohnt. Sie möchte heute bis Bodenaya gehen, eine sehr spirituelle Herberge, geführt von David und seiner Frau. Außerdem sind hier unterwegs Marius aus der Slowakei, Harm aus Norddeutschland, Greg und David, ein Künstler aus den USA, Claudia aus Italien, und Janis ein Grieche. Dann noch die beiden Spanierinnen Idurme, die selbst eine Herberge auf dem Northe betreibt und ihre Freundin Irene mit einem jungen Mann.

 

Meiner Begleitung schreibe ich ein Whatsup. Ich erkläre, dass unser Rhythmus nicht der gleiche ist und ich es deswegen vorziehe alleine zu gehen.

 

Laufe also mit Monika bis Bodenaya. David und seine Frau reichen gleich mal warmen Tee zur Begrüßung und erklären, wir können uns alles nehmen hier in der Küche. Nach der Dusche fühlen wir uns gleich wieder besser. So langsam füllt sich die Herberge. Alle bekannten Gesichter kommen hier her. Wir sind hungrig.

 

 

 

Doch gegen 21.00 Uhr als wir essen wollen, kommen noch Nachzügler zur Herberge. Es wird 22. Uhr bevor wir essen. Unsere schmutzige Wäsche dürfen wir David und seiner Frau geben. Am nächsten Morgen liegt diese fein gefaltet und frisch gewaschen auf dem Tisch. Echt ein super Service. Dann gibt es für jeden noch ein Glas Cidre. Natürlich von oben ins Glas gegossen. Mit Gesang. Eine echt urige Herberge.

 

Nur mir persönlich ist es doch ein bisschen zu spirituell. Mit dieser Fragerei am Tisch, habe ich es nicht so. Spät wird es bis wir ins Bett kommen.